Sehr geehrte Damen und Herren,
... sie sind verzweifelt, abgestumpft oder aggressiv. Der Weg in die Hartz IV-Beratungsstelle kostet Viele Überwindung. Manchen fällt es im Leben nicht leicht, ihre privaten Probleme mit der Behörde in einer Beratungsstelle offenzulegen. Einige bringen sich zur moralischen Unterstützung Bekannte oder Verwandte mit, andere, alleinerziehende Mütter, kommen mit ihren Babys und Kleinkindern vorbei.
Es sind Menschen aller Altersgruppen und aus allen sozialen Schichten. Der Schlipsträger aus der Firma, der Akademiker von nebenan, die verarmte Gräfin, der Student aus der Uni und der Langzeitarbeitslose. Es kommen auch viele Behinderte, zumeist in der Begleitung ihrer Betreuer. Alle vereint ein gemeinsames Schicksal: Hartz IV.
Viele hören von der Beratungsstelle aus dem Internet, andere erfahren hiervon aus den ausliegenden Beratungsflyern in den Bezirksämtern und im Jobcenter, andere durch Mundpropaganda.
Es gibt mittlerweile sehr viele Menschen, die gern wiederkommen, denn hier im „RuDi" Kultur- und Nachbarschaftszentrum wird ihnen sofort geholfen. „RuDi" setzt sich ja bekanntlich aus Rudolfplatz und Dienstleistung zusammen. Zumindest hatten es sich damals seine Gründungsväter so vorgestellt.
„Soziales Netzwerk" heißt die Erfolgsstrategie:
Da ist das Bezirksamt mit dem Bezirksbürgermeister, der die ehrenamtliche Arbeit in der Hartz IV-Beratungsstelle finanziell unterstützt oder die vielen ehrenamtlichen Helfer, welche in ihrer Freizeit dem Bürger juristisch bei der Ausarbeitung von Bewilligungsbescheiden oder Widersprüchen kostenlos beistehen. Ein Ohr für die Bürger haben auch die vielen Sachbearbeiter im Sozial- und Wohnungsamt, die Beauftragte für behinderte Menschen, das Jugend- oder Familienamt.
In der Vergangenheit wurde ich oftmals beneidet, gedemütigt oder verspottet. Menschen ließen sich davon hinreißen, mir einen Maulkorb zu verpassen, meine Arbeit zu behindern oder vor anderen zu verunglimpfen.
Bald steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Seit dem 01. November 2012 ist wieder wie in jedem Jahr der „Kältebus" unterwegs. Wie die Mitarbeiter in anderen sozialen und gemeinnützigen Einrichtungen werde ich auch weiterhin meine ehrenamtliche Arbeit fortsetzen: „Offen für alle" und ohne Ansehen der Person. Soziale Not geht im Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg alle an.
Detlef Zöllner