rudi-main

rudi logo100

das

Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Berlin, den 20. September

Sehr geehrter Kameradieb!

Sie kennen mich nicht und ich kenne Sie nicht. Ich stelle Sie mir als Mann vor, aber vielleicht sind Sie doch eine Dame, dann entschuldigen Sie bitte die falsche Anrede, sehr geehrte Kameradiebin!

Mein Name ist Herz, Rosvita Herz.
Ich wohne im Rudolfkiez und gehe gern ins RuDi Nachbarschaftszentrum.
Dort musste ich von der verschwundenen Kamera erfahren, leider.

Am 15. September haben Sie dort einen Fotoapparat in Ihren Besitz gebracht. Sollte das aus Versehen passiert sein, ungewollt sozusagen, dann können Sie den Apparat ja zurückbringen. Die Kollegen vom RuDi würden sich darüber sehr freuen, auch weil auf der Chipkarte die Fotos von den Mädchen der Hip Hop - Tanzgruppe gespeichert sind.
Die jungen Tänzerinnen haben sich sehr viel Mühe gegeben, um die verrücktesten Figuren zu zeigen. Und nun muss man ihnen sagen: „Mädels, es war alles umsonst, so ein Knallkopf, entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, hat die Kamera mitsamt den Fotos geklaut!"
Wissen Sie, wie enttäuscht Kinderaugen kucken können?
Ich bitte Sie, bringen Sie die Kamera zurück. Meine Enkelin tanzt da zwar nicht mit, sie ist noch zu klein, aber ich weiß, dass man Kinder nicht enttäuschen sollte.

Fotos von der Eröffnung der Ausstellung „rudimente 1, Linien. Formen. Farben" am 15. September sind auch auf der Chipkarte. Mit Herzblut wurde die neue Ausstellungsreihe organisiert, von der ersten Idee bis zum Höhepunkt der Vernissage mit Reden halten und Blumen überreichen und Fotos machen. Und nun?
Die 1. rudimente, das wird mal so was wie die Dokumenta in Kassel. Große Zeitungen werden darüber später berichten, Künstler aus aller Welt werden sich im RuDi bewerben, Bücher wird es geben, aber ohne Fotos.
Das können Sie doch den Mitarbeitern nicht antun.

Oder brauchen Sie die Kamera wirklich so dringend? Stecken Sie womöglich in großen finanziellen Schwierigkeiten? Haben Sie sich verschuldet? Werden Sie gar erpresst? Dann müssen Sie zur Polizei gehen, auch wenn der Erpresser sagt, Sie sollen das lieber bleiben lassen.
Oder ich helfe Ihnen, mit dem Kerl fertigzuwerden, wir könnten ihm eine Falle stellen. Und dann kann die Kamera zurückgegeben werden und alles wäre in Butter.
Überlegen Sie sich das doch mal, bis dahin könnten Sie ja erst mal die Chipkarte aus der Kamera nehmen und in einen Briefumschlag und dann in den Kasten stecken.

Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Rosvita Herz