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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

– eine Ausstellung im Neuen Palais Potsdam

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Für Sie aufgespürt

Freundlich hell strahlte die Sonne in Potsdam , als ich mich im Mai auf den Weg machte, um meine Neugier nach den Veränderungen in der Stadt Potsdam und der viel gelobten Ausstellung „Friederisiko" zufriedenzustellen. Schon sehr lange war ich nicht mehr in Potsdam, und deshalb war ich besonders gespannt darauf, was mich wohl in dieser Stadt mit reicher Geschichte, vor den Toren Berlins gelegen, erwarten wird. Nach ca. 50 Minuten Fahrt mit der S-Bahn erreichte ich mein Ziel – ohne Zwischenfälle. Jedoch staunend darüber, wie voll die Bahn in den frühen Vormittagsstunden war. Auf dem Hauptbahnhof angekommen, hatte ich nun die Wahl, den für meine Zwecke richtigen Ausgang zu finden. Ich begab mich zu dem, von wo aus man mit einem kleinen, nostalgisch aufbereiteten Bus zur Stadtrundfahrt starten kann (Richtung lange Brücke).

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Ein sehr freundlicher, mit allen Kenntnissen zur Geschichte der Stadt vertrauter Potsdamer Bürger begrüßte mich und lud zum Platznehmen in dem gemütlichen Gefährt ein. Per gedrosselter PS ging die Stadtrundfahrt auch bald los, und die ersten Sehenswürdigkeiten, wichtige Gebäude aus vergangener Zeit, reihten sich aneinander (z.B. Am Neuen Markt).

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Ich bemerkte, dass vieles denkmalgerecht restauriert wurde. Alte Farbanstriche aus DDR-Zeiten wurden entfernt und so erneuert, dass sie originalgetreu dem ursächlichen Zustand angepasst wurden (Nauener Tor).

Ich bemerkte, dass vieles denkmalgerecht restauriert wurde. Alte Farbanstriche aus DDR-Zeiten wurden entfernt und so erneuert, dass sie originalgetreu dem ursächlichen Zustand angepasst wurden (Nauener Tor). Wir fuhren auch durch noch sanierungsbedürftige Straßen. Dort fehlen zurzeit finanzkräftige Unterstützer, die für Sanierungsvorhaben dringend gebraucht werden. Die Stadt selbst kann das Problem nicht allein stemmen, heißt es als Kommentar vom Stadtführer. So wurden die Fahrgäste darüber informiert, dass es schon einige bekannte, private Investoren gibt...

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Vorbei am Weltkulturerbe „Alexandrowka", eine schmale Straße führt noch heute durch die ehemalige „Russische Kolonie". Die Straße besteht aus denkmalgeschützten Häusern und Gartenanlagen. Innerhalb der Kolonie dürfen die Straßen nur von Anliegern bzw. öffentlichen Verkehrsmitteln befahren werden. Ein zum Museum geöffnetes Haus zeigt die ehemaligen Wohnverhältnisse und informiert über die Kolonie. Ein Café bietet russische Speisen und Getränke an. Die restlichen Häuser sind private Wohnhäuser.

Nach kurzer Weiterfahrt befinden sich rechts und links einer Straßeneinfahrt Rudimente einer vergangenen Zeit: Haltemarken, die ehemals zu einer Tordurchfahrt gehörten und einen sogenannten „Sperrbezirk" signalisierten. Auf der Fahrt durch den ehemals „Sowjetischen Stadtteil" (Bezirk der sowjetischen Stadtkommandantur) war auffällig, dass es ursprünglich viele Berliner Unternehmer gegeben haben muss , die Grundstücke in Potsdam hatten und darauf prächtige Villen errichten ließen. Seit dem Abzug der sowjetischen Truppen gehört der gesamte Stadtteil wieder den Potsdamern. Inzwischen ist hier eine „gehobene Wohngegend" mit stetig steigenden Grundstückspreisen entstanden.

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Nächstes Fahrziel war das Schloss Cecilienhof. In den Jahren 1913 bis 1917 entstand ein feudales Gebäudeensemble im englischen Landhausstil, das Kaiser Wilhelm II. für seinen ältesten Sohn Kronprinz Wilhelm und seine Gemahlin Kronprinzessin Cecilie errichten ließ. Das Schloss Cecilienhof liegt im nördlichen Teil des Neuen Gartens in Potsdam.

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Weltbekannt wurde dieses Schloss im Sommer 1945. Hier fand nach dem Ende der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs die „Dreimächtekonferenz von Berlin" statt – um auf höchster Ebene über das weitere Vorgehen zum Erhalt des Friedens zu beraten. Dieses weltpolitisch wichtige Ereignis wurde von den Teilnehmern der Zusammenkunft, den Staatsoberhäuptern und dem Außenminister der USA, der Sowjetunion und Großbritanniens, im „Potsdamer Abkommen" und in der „Potsdamer Erklärung" festgehalten. In einer 2012 überarbeiteten Ausstellung ist dieses weltpolitisch bedeutsame Ereignis vom Sommer 1945 auch nach 65 Jahren noch nachvollziehbar.

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Nach diesem Zwischenstopp führte uns der „Potsdamer Weltbürger" ans Tor zum Eingang Neues Palais mit der Ausstellung „Friederisiko". Ein großes Erstaunen befiel mich, als ich die Fassade des Neuen Palais entdeckte und auch die gegenüberstehenden Gebäude, die der Universität zugehörig sind. Alles erstrahlt im neuen Glanz.

Mit großer Erwartung ließ ich mich auf eine von den Organisatoren der Ausstellung angebotene Führung ein. Die Ausstellung ist in 12 Themenbereiche aufgegliedert. Das neue Konzept zur Ausstellungsbetrachtung führt den Besucher über gekennzeichnete Wegplatten durch die Räume, an die entsprechenden Exponate. Ein ausgiebiges Ausschweifen und individuelles Erkunden der Räume ist kaum mehr möglich. Alle haben sich einer gewissen Weg-Vorgabe anzupassen.
Wer das Neue Palais aus den Zeiten her kennt , wo man noch mit übergroßen Filzpantoffeln den Staubsauger ersetzte, wird enttäuscht sein. Ich war es jedenfalls und fühlte mich ein bisschen um den Kultur- und Kunstgenuss betrogen. Die alte Art der Begehung mit Filzpantoffeln wird es keinesfalls geben. Ich vermisse es!
 Die Ausstellung selbst soll so eine Art Geschenk zum 300. Geburtstag an Friedrich II. den Großen sein. Auf die Fragen – wer war er? Spieler oder Stratege? Genie oder Getriebener? Menschenfeind oder Feingeist? Genussmensch oder Asket? – wollen die Macher der Ausstellung Antwort geben.
Das Neue Palais ist die geeignetste Stätte dafür, die Persönlichkeit Friedrich II. zu erklären. Auf sechstausend Quadratmetern wird der „private" Friedrich, der begnadete Selbstdarsteller, gezeigt und wozu er als Dynast, Soldat, Freund, Ästhet fähig und wie aufgeklärt und tolerant er wirklich war. In 11 Themen kann der Besucher mittels eines Wegweisers nach persönlichem Interesse auswählen und erkunden, welche Folgen seine traumatische Jugend für sich selbst und seine Mitmenschen hatte. Oder wie eigenwillig sein Verhältnis zu Frauen war und wie zwanghaft er seinen Tagesablauf durchhielt.

Fazit: Um all die Eindrücke, die von der Ausstellung selbst ausgehen, zu verinnerlichen, braucht man sehr viel Zeit. Ein anderthalbstündiger Rundgang mit fachgerechter Führung ist sehr kurz und vermag nicht alles zu erfassen, was diese Ausstellung für den Betrachter in Eile bereithält. Das Gebäude selbst, mit seinen über 70 – zum Teil erstmals wieder zugänglichen Räumen – bietet enorm viele Eindrücke, die die Person Friedrich II., sein Denken und Handeln widerspiegeln.
Ein mehrmaliger Ausflug in die Epoche des Barock ist allerdings sehr kostspielig. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt immerhin 14 Euro, und nun wird ab 1. August auch die Fahrkarte nach Potsdam noch teurer! ...

Erika M.

Ein Überblick über die Hohenzollern 1640 – 1980

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