Leserbrief von Karin Rauch
Vor einigen Tagen stolperte ich über empörende Meldungen – die BVG betreffend. An die nimmer endenden Botschaften über die Unzulänglichkeiten der S-Bahn hat man sich als Berliner langsam gewöhnt und stöhnt nur noch ab, wenn die Züge ausfallen oder Verspätung haben. Nun wird's bei der BVG auch brenzlig. Das heißt, eigentlich habe ich schon vor längerer Zeit bemerkt, dass das Angebot von U-Bahn, Bus und Straßenbahn schon lange nicht mehr das ist, was es noch vor 10 Jahren war. Sehr problematisch sehe ich die ständige Steigerung des Fahrpreises. Alle zwei Jahre gibt es die obligatorische Erhöhung der Tarife. Damit habe ich als langzeitlicher „Geringverdiener" ein arges Problem. Zumal keine bessere Leistung für den erhöhten Beförderungstarif geboten wird. Die Konsequenz, immer mehr Fahrgäste bleiben weg.
Als täglicher Nutzer der U-Bahn „Linie 7", „Linie 1", der Buslinie 347 und nur noch sehr selten der Buslinie 147 bin ich äußerst unzufrieden über die Entwicklung des Preis-Leistungsverhältnisses. Die Fahrthäufigkeit, die Zuglänge der „Linie 7" und „Linie 1" wurden erheblich beschnitten. Ebenso hat sich die Linienführung des „347ers" verändert. Diese Linie wurde geteilt und der Fahrplan wurde völlig benutzerunfreundlich gestaltet. Zuvor fuhr diese Linie bis zur Philharmonie durchgängig. Der „147er" war eine Folge aus der Teilung der Fahrtstrecke – mit veränderter Linienführung.
Das Ergebnis stellte bisher für mich und viele andere ältere Bürger keine Verbesserung dar. Ich habe mir deshalb andere Alternativen gesucht, um nicht die ständigen Ausfälle auf dieser Linie zu ertragen. An den letzten Tagen habe ich gelegentlich wieder die Buslinie „147" versuchsweise benutzt und wider Erwarten festgestellt, sie fährt sogar nach Plan. Bestimmt deshalb, weil sie laut Pressemitteilung der BVG wegen des U-Bahnbaus in der Friedrichstraße verstärkt betrieben wird!
In der Berliner Zeitung konnte ich am 26. Juli 12 eine Aussage der Vorstandsvorsitzenden der BVG, Sigrid Evelyn Nikutta , lesen, die mich sehr wütend gemacht hat:
(... Im Urlaub von Fr. Nikutta selbst getestet: ... „ In manchen Bussen waren wir fast alleine unterwegs. Auch meinem Sohn fiel das auf. Er fragte mich:
Ist das eigentlich noch umweltfreundlich?", ... „Wir wollen zufriedene Fahrgäste befördern und keine heiße Luft" ...
... Das ist aus meiner Sicht einfach unrealistisch!
... In weiteren Darstellungen wurden Erhebungszahlen genannt, die über Finanzierung und Auslastung Aufschluss geben sollten. Unter anderem, dass der BVG 44 Millionen Euro jährlich in der Kasse fehlen, obwohl sie jährlich 250 Millionen Euro laut Verkehrsvertrag vom Land Berlin erhält. Hinzukommen Ausgleichsleistungen aus anderen Etats für die Schülerbeförderung oder das Sozialticket. – Die Auslastung der Fahrangebote soll gesunken sein!
Die Berechnungsgrundlage für die Beförderungsauslastung seitens der BVG ist: Auf einem Quadratmeter sollen vier Fahrgäste stehend befördert werden können!
Das hält selbst der Fahrgastverband für unrealistisch. ... Und mir bleibt die Luft weg!
Wie sollten da noch die Bettler und Musikanten ihr Tagewerk vollbringen?
... Dann ist da ja noch das Ding mit der Fahrpreiserhöhung!
Aber dafür können Sie jetzt neuerdings ab 1. August das 10-Uhr-Ticket als Abo mit monatlicher Abbuchung zu 491 Euro für den AB-Bereich mit erweiterten Nutzungsmöglichkeiten kaufen.
... Na, wenn das nicht ein Superschnäppchen ist!
Mehr dazu können Sie der benutzerunfreundlichen Webseite der BVG entnehmen.
... Und noch etwas ganz Schickes! – Worüber unsere Marzahner Mitbürger freudige Luftsprünge machen werden – es gibt ab dem 4. August 12 am Busbahnhof Marzahn ein neues BVG-Kundenzentrum! Die BVG-Chefin Fr. Nikutta wird sicher die ersten Tickets selbst an die Fahrgäste verkaufen. Das wäre doch das Sahnehäubchen vom Ganzen! ... Sicher wurden durch das neue Fahrgastzentrum wieder reichlich Arbeitsplätze geschaffen. Dann wäre auch ich versöhnt, angesichts der vorabgenannten Unzulänglichkeiten ... Ihre Karin.