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Kultur- und Nachbarschaftszentrum

Neugier auf Johannes Grützke

Anfang des Monats November ereilte mich eine Einladung zur Ausstellungseröffnung des Malers Johannes Grützke. Das Stadtmuseum Berlin hat anlässlich der Ehrung des Künstlers mit dem Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin 2012 und anlässlich seines 75. Geburtstages eine Ausstellung zur Würdigung Johannes Grützkes im Ephraim-Palais ausgerichtet. Bereits zum vierten Mal richtete das Stadtmuseum Berlin den seit 1996 jährlich verliehenen Kunstpreis des Landes Berlin aus. Der Preis ist zu Ehren der international bekannten deutschen Künstlerin Hannah Höch benannt.

Hannah Höch, die den dadaistischen Zirkeln zuzuordnende Künstlerin, war der Stadt Berlin sehr verbunden. Sie studierte und arbeitete als Grafikerin und Collagen-Künstlerin, und bis ins hohe Alter war sie Mitglied der Akademie der Künste. Sie hinterließ dem Bezirk Reinickendorf testamentarisch ihr Haus mit Garten und das Atelier, in dem sie bis zu ihrem Tod 1978 lebte und arbeitete. Es hat sich ein Verein gegründet, der den speziellen Künstlergarten in seiner ursprünglichen Form bewahren will. Er ist für Gartenfreunde eine Augenweide und in Halensee nach vorheriger Anmeldung erlebbar.

Es ist nicht verwunderlich, dass J. Grützke in die Reihe der bisher geehrten Künstler mit dem Hannah-Höch-Preis hineinpasst. Immer waren es doch Künstler, die Berlin verbundene Kunst in ihrem Schaffen darstellten. Grützke ist „Berliner" mit allen Fasern seines Körpers und dem schöpferischen Talent, das sich nur hier in dieser Stadt zu diesem Multitalent entwickeln konnte. In den letzten Jahren steht der Mensch im Fokus seines Schaffens.

Seine Werke beeindrucken sehr nachhaltig und es passiert, dass sie wegen ihrer Größe und Originalität sehr extravagant auf den Betrachter wirken. Besonders die „nackten Tatsachen" bei den Menschendarstellungen, die in ihrer spiegelbildlichen Nacktheit scham- und hemmungslos anmuten, ließen mich eher peinlich berührt wegschauen. Die gewöhnungsbedürftige Ästhetik in den Bildern spiegelt die alltäglichen sozialen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten der Stadt wider.

Die Wahl der Ausstellungsräume im Ephraim-Palais halte ich für meinen Geschmack nicht für angemessen. Die großformatigen Werke schreien förmlich nach mehr Platz. Ich hätte mir für diese Ausstellung größere Räume mit mehr Höhe und Weite gewünscht.

„Indem ich mich spiegele, spiegelt sich die ganze Welt in meinem Spiegel", dieser Ausspruch des Künstlers kommt dem, was ich beim Betrachten seiner Bilder erleben konnte, nahe. Alles ist gewollt, gepaart mit Witz, Ironie und Sarkasmus.

Liselotte Obst