Sehr geehrte Kultstralredaktion!
Neulich war meine Enkelin zu Besuch, ganz zauberhaft, die kleine Maus, schon eine richtige Persönlichkeit.
Nachdem wir den obligatorischen Mittagsschlaf mit Müh und Not hinter uns hatten, fragt mich mein kleiner Schatz mit funkelnden Augen „Was machen wir jetzt?" „Jetzt machen wir beiden Hübschen einen Ausflug zur Ringbahnhalle" schlage ich vor," da können wir Rolltreppe und Fahrstuhl fahren, das stand in der Zeitung. Das gefällt meiner Enkelin, und auf dem Weg zum Ostkreuz erzähl ich ihr von der echten Ringbahnhalle, die nicht am Ostkreuz, sondern am S- Bahnhof Frankfurter Allee stand. Das war eine Markthalle, man konnte Lebensmittel und Fisch, ja sogar Pantoffeln kaufen und Currywurst essen. Und wenn man musste, konnte man auch Pipi machen, denn es gab eine öffentliche Toilette.
Das mit dem Pipi machen war ein schwerer Fehler, kaum haben wir die „Ringbahnhalle" erreicht, nicht über die Rolltreppe, nicht mit dem Fahrstuhl, die waren außer Betrieb, da hieß es: „Omilein, ich muss mal! " Und wir suchen umsonst einen rettenden Hinweis und müssen erfahren, dass es keine öffentlichen Toiletten gibt. Die werden erst 2016 eröffnet!
So lange kann nun wirklich niemand warten!
Guter Rat wird teuer, wir verlassen die riesige Halle in Richtung Sonntagstraße, hier funktionieren wenigstens Rolltreppe und Fahrstuhl, und ein Café findet sich auch noch rechtzeitig.
Auf dem Rückweg muss uns die Rolltreppe und der Fahrstuhl abwechselnd rauf- und runterfahren, dann wollen wir noch S-Bahnen ankucken! Mausilein hat ihren Spaß, aber Omi will sich hinsetzen und zwar auf eine Bank.
Die Bänke sind nicht leicht zu finden und fallen im Vergleich zu der riesigen Halle klein und mickrig aus.
Ich treffe zwei Reisende und komme mit ihnen ins Gespräch. Herr R. findet, dass der neue Bahnhof überhaupt nicht in die Gegend passt. „Rausgeschmissenes Geld" lautet sein Kommentar. Das Urteil von Herrn H. fällt auch nicht besser aus: „Noch so ein Gräuelprojekt wie Stuttgart 21."
Fotos: Ch. Matthée |
Nun wird es meiner Enkelin langweilig, und wir wandern zurück zum Rudolfkiez.
Mit freundlichen Grüßen und bis zum nächsten Mal,
Ihre Rosvita Herz